Zielgruppen und Spezialisierungen
Die Auswahl der richtigen Materialplattform hängt stark von der persönlichen Unterrichtssituation ab. Lehrkräfte, die Verlagsqualität und umfassende Komplettlösungen suchen, werden zu Lehrerbüro oder meinUnterricht tendieren. Diese beiden bieten kuratierte, lehrplanorientierte Inhalte, ideal für Lehrerinnen und Lehrer mit wenig Vorbereitungszeit oder dem Wunsch nach rechtssicheren Materialien. Zwischen den beiden ähnelt sich viel, doch meinUnterricht bietet in der Breite noch mehr Verlage und Inhalte, während Lehrerbüro mit zusätzlichen Tools (Cloud, Lerngruppen-Tool, KI-Chat) punktet und Material z.T. editierbar im Word-Format bereitstellt. Wer primär in einer Schulstufe unterrichtet (z.B. nur Grundschule), kann mit dem Lehrerbüro-Modul glücklich werden; wer aber fächer- und stufenübergreifend Material will (etwa in einer Sekundarschule mit Klassen 5–10), fährt mit dem all-inclusive-Ansatz von meinUnterricht besser, um nicht durch Modulgrenzen eingeschränkt zu sein.
Lehrkräfte, die gerne auf die Kreativität der Kollegen zurückgreifen und vielleicht auch eigene Ideen teilen wollen, sind bei Eduki und 4teachers gut aufgehoben. Beide leben vom Community-Prinzip, allerdings mit unterschiedlichem Konzept: 4teachers ist vollkommen kostenlos und austauschbasiert – hier profitieren vor allem Lehrer, die schnell und unkompliziert kostenlose Materialien aller Art suchen und bereit sind, in einer großen Datenbank zu stöbern. Es eignet sich für alle Schulformen, wobei die Aktivität im Primar- und Sek-I-Bereich am höchsten ist. Eduki wiederum eignet sich besonders für Lehrkräfte, die sehr kreative oder passgenaue Materialien brauchen und auch bereit sind, dafür mal ein paar Euro auszugeben – zum Beispiel Grundschullehrerinnen auf der Suche nach schön gestalteten Malvorlagen oder Gymnasiallehrer, die ein originelles Experimentierskript für Chemie wollen, das ein Kollege entworfen hat. Zudem ist Eduki die einzige Plattform im Vergleich, die es ermöglicht, Geld zu verdienen, indem man eigene Materialien verkauft. Für ambitionierte Materialersteller kann es also attraktiv sein, dort aktiv zu werden. Wer allerdings ungern online bezahlt oder auf einheitliche Qualität Wert legt, wird Eduki mit Vorsicht nutzen – hier ist „Jäger und Sammler“-Mentalität gefragt: Man pickt sich aus dem Riesenangebot das Beste heraus.
Fächer- und Schulstufenabdeckung
meinUnterricht und Lehrerbüro decken aufgrund der Verlagspakete sehr viele Fächer ab – von Grundschule bis Gymnasium, inklusive Nebenfächern. Besonders meinUnterricht wirbt damit, Materialien aller gängigen Fächer im Portfolio zu haben. Das heißt, egal ob man Mathe in Klasse 3 oder Sozialkunde in Klasse 12 unterrichtet, findet man dort Verlagsmaterial. Eduki und 4teachers decken theoretisch auch alle Fächer und Schulformen ab, aber die Dichte des Materials hängt von der Community ab: In beliebten Fächern (Deutsch, Mathe, Englisch) gibt es ein riesiges Angebot, in manch speziellem Bereich (z.B. Russisch, Informatik Oberstufe) etwas weniger. Dennoch sind auch dort inzwischen viele Nischen gefüllt, da Eduki über 100.000 Materialien zählt und 4teachers mit 68.000 ebenfalls sehr umfangreich ist. MaterialGuru hat die kleinste Fächerabdeckung – im Grunde vier Fächer (Deutsch, Mathe, Englisch, Sachunterricht) und diese vor allem für Grundschule. Wer also Grundkompetenzen in diesen Bereichen üben will, ist perfekt bedient, aber ein Latein- oder Physiklehrer findet dort nichts. tutory und Worksheet Crafter als Tools sind vom Prinzip her fächerunabhängig einsetzbar, allerdings spiegelt sich in ihren Materialbörsen eine gewisse Ausrichtung wider: Tutory hat viel für allgemeinbildende Fächer (insb. Sek I und DaF), Worksheet Crafter nahezu ausschließlich Grundschul- und Fördermaterial. Für Grundschullehrkräfte ergibt sich so ein besonderes Feld: Ihnen stehen alle Plattformen offen, aber MaterialGuru und Worksheet Crafter sind speziell auf Primarstufe zugeschnitten und bieten dort Inhalte bzw. Funktionen, die andere nicht haben (z.B. Grundschrift-Lineaturen, Schwungübungen, Silbenübungen etc.). Sekundarstufen-Lehrkräfte hingegen greifen eher zu den großen Allroundern (meinUnterricht/Lehrerbüro für Verlagsmaterial, eduki/4teachers für kollegiale Materialien, tutory wenn sie eigene ABs bauen wollen). Sonderpädagog*innen könnten neben Lehrerbüro (Modul Sonderpädagogik) auch stark von Worksheet Crafter profitieren, um differenzierte Materialien zu erstellen.
Kostenmodelle und Gratis-Angebote
Hier zeigen sich deutliche Unterschiede, die bei der Entscheidung eine Rolle spielen:
- Komplett kostenlos sind 4teachers und MaterialGuru. Beide finanzieren sich anders (Community/Werbung) und verlangen kein Geld von den Nutzern. Das heißt, jeder Lehrerin kann und sollte diese im Repertoire haben – es kostet nichts, mal reinzuschauen und sich ggf. Material zu sichern.
- Eduki ist in der Basis ebenfalls kostenlos zugänglich, aber viele Materialien kosten einzeln etwas (typisch einstellige Eurobeträge). Es ist also eher pay-per-download. Dennoch gibt es auch zahlreiche Gratis-Materialien dort; man kann per Filter gezielt kostenlose suchen. Also kann Eduki sowohl gratis als auch kostenpflichtig genutzt werden, je nachdem, was man auswählt.
- Lehrerbüro und meinUnterricht sind Abo-Modelle und damit die teuersten Varianten. Hier muss man Mitglied werden und einen monatlichen Beitrag zahlen. Lehrerbüro ca. 17,90 € pro Monat (wenn nur ein Modul), meinUnterricht ca. 19,90 € pro Monat – jedoch beide mit jährlicher Zahlweise und Bindung. Für diese Kosten erhält man aber quasi eine Flatrate auf alle Materialien ihrer Bibliothek. Es gibt jeweils kostenlose Testphasen (14 Tage), um das Angebot kennenzulernen. Wichtig ist: Nach Ende des Abos hat man keinen Zugriff mehr (bereits heruntergeladene Materialien behält man natürlich, aber man kann nicht mehr durchsuchen). Wer also kontinuierlich neue Inhalte will, muss die Mitgliedschaft aufrechterhalten.
- Tutory bietet ein Freemium-Modell: Kostenlos kann man es nutzen, aber mit Einschränkungen (max. 6 private ABs speichern, begrenzte Bausteine). Für viele reicht das schon – vor allem, weil man durch Veröffentlichung die Limits umgehen kann. Die vollen Features kosten 44,90 € oder 59,90 € pro Jahr (je nach Paket), was vergleichsweise moderat ist. Hier muss man abwägen, wie oft man es nutzt. Da die OER-Bibliothek von 10k Materialien auch Free-Usern offensteht, hat man schon gratis einen erheblichen Mehrwert.
- Worksheet Crafter ist kostenpflichtig (nach 14 Tagen Test) und liegt bei ~59,90 € pro Jahr für Lehrkräfte. Das wirkt ähnlich teuer wie die großen Plattformen, aber man erwirbt hier ein Tool plus Community-Material. Es gibt keine Staffelung außer Rabatten für Referendare oder Schullizenzen. Die 80.000+ Materialien in der Tauschbörse sind alle im Preis inbegriffen – es gibt also intern keine zusätzlichen Kosten. Wer die Lizenz hat, kann unbegrenzt herunterladen und teilen. Man muss aber klar sagen: Ohne Lizenz kein Zugriff; es gibt keine kostenlose Teiloption wie bei tutory.
Welche Plattform für wen?
Für alle Lehrkräfte empfehlenswert (weil gratis): einen Blick in 4teachers oder Eduki zu werfen. Es ist universell, und man kann nur gewinnen – sei es ein spontanes Arbeitsblatt oder der Erfahrungsaustausch im Forum. Ebenso MaterialGuru: Insbesondere Grundschul- und Förderleute sollten die Seite bookmarken, weil sie schnell mal ein hübsches Übungsblatt liefert, gerade wenn kein Budget vorhanden ist.
Wer Wert auf geprüfte Qualität legt und bereit ist, ein Budget zu investieren, steht vor der Wahl Lehrerbüro vs. meinUnterricht. Hier entscheidet oft das persönliche Empfinden oder welche Verlage man bevorzugt. MeinUnterricht hat mehr Verlage (alle vom Lehrerbüro sind dort enthalten, plus weitere) und auch Sek II-Material, daher ist es oft die umfangreichere Wahl – ideal für Gymnasiallehrer oder solche mit breiter Fächerpalette. Lehrerbüro hingegen überzeugt einige durch das modulare System, wenn man z.B. nur Grundschule unterrichtet und dafür ein etwas günstigeres Modul-Abo wählen will. Grundschullehrer im Lehrerbüro zahlen fürs GS-Modul weniger als ein meinUnterricht-Gesamtabo, haben aber dennoch zigtausend passende Materialien. Außerdem bietet Lehrerbüro die tolle Cloud- und Schüler-Tools, die bei meinUnterricht so nicht vorhanden sind. Fazit hier: Für Spezialisten (nur 1 Schulform) kann Lehrerbüro kosteneffizienter sein; für Generalisten (Fächer/Schularten übergreifend) oder maximalen Inhalt ist meinUnterricht vorteilhafter.
Für kreative Lehrer und Materialentwickler: Eduki, tutory und Worksheet Crafter sind spannende Optionen, aber unterschiedlich:
- Eduki eignet sich, wenn man eigene Materialien einer breiten Öffentlichkeit anbieten möchte und evtl. ein Taschengeld dazuverdienen will. Gleichzeitig kann man sich dort Inspiration und ausgefallene Materialien holen. Die Hemmschwelle ist gering, da kein Abo nötig ist. Allerdings muss man eben das Geschäftsmodell mögen (Kauf pro Material).
- tutory ist perfekt für Lehrkräfte, die gerne basteln, aber Zeit sparen wollen. Insbesondere Sek I-Lehrer in Fächern wie Geschichte, Geographie, Sprachen, die viele ABs brauchen, können mit tutory viel gewinnen. Durch die freien Lizenzen kann man auch schulübergreifend zusammenarbeiten. Tutory ist auch ein Weg, digitale Kompetenzen in die Materialerstellung einzubringen – man übt quasi nebenbei den Umgang mit Online-Tools und OER.
- Worksheet Crafter ist unschlagbar für Grundschulpersonal, das hochwertige und differenzierte Materialien selbst erstellen will. Wer in Klasse 1–4 unterrichtet, dem gibt diese Software die größtmögliche Kontrolle und einen Schatz an bereits geteilten Materialien dazu. Wenn man etwa ein inklusives Setting mit Förderbedarf hat, können Worksheet-Crafter-Blätter genau angepasst werden (Schriftgröße, Aufgabenzahl, Bilder etc.), was bei fixfertigen Materialien oft nicht geht. Also: Primarstufe + Drang nach individuellem Material = Worksheet Crafter.
- tutory vs. Worksheet Crafter: Diese beiden ähneln sich im Zweck (Arbeitsblatt erstellen), aber unterscheiden sich in der Ausrichtung: Tutory ist web-basiert, günstiger und fächerbreit (mit Tendenz Sek I), Worksheet Crafter ist Programm, teurer, primarstufenfokussiert, aber mit mehr speziellen Features und offline-Fähigkeit. Wenn man z.B. eine Grundschullehrerin mit eigener Klasse ist, lohnt sich Worksheet Crafter meist mehr, weil man ständig Materialien für Lesen, Schreiben, Mathe maßschneidern möchte und von den GS-spezifischen Tools enorm profitiert. Ein Sek-I-Lehrer mit verschiedenen Fächern wählt eher tutory für flexible Nutzung und das Teilen im Kollegium (auch gemischt mit OER von anderen).
Kostenlos vs. kostenpflichtig – wo bekommt man was umsonst?
Zusammenfassend lässt sich sagen: Kostenlose Inhalte findet man in nennenswertem Umfang bei 4teachers, MaterialGuru, tutory (OER-Katalog) und teilweise Eduki. 4teachers und MaterialGuru finanzieren sich anders und geben alles gratis raus; tutory stellt die Community-Materialien offen bereit; Eduki hat immerhin viele Freebies, aber das Gros der hochwertigen Materialien kostet etwas. Kostenpflichtig sind demgegenüber Lehrerbüro und meinUnterricht (komplett hinter Paywall nach Testzeit) sowie Worksheet Crafter (Softwarekauf). Das heißt, wer ohne Budget auskommen muss, wird primär auf die erstgenannten setzen und kann sein Angebot mit selbst erstelltem Material (ggf. via kostenlosen tutory-Zugang) ergänzen. Für Lehrkräfte, deren Schule die Kosten übernimmt oder die bereit sind, privat zu investieren, können Lehrerbüro/meinUnterricht oder der Worksheet Crafter aber enormen Gegenwert liefern.
Fazit
Es gibt nicht die eine perfekte Plattform für alle Fälle, sondern jede hat ihre Stärken. Allgemein lässt sich aber festhalten: Lehrkräfte an Grundschulen profitieren besonders von MaterialGuru (für schnelle Übungen), Worksheet Crafter (für eigene Werke + Tauschbörse) und – falls Budget da ist – dem Grundschulmodul von Lehrerbüro oder entsprechenden Verlags-OER bei meinUnterricht. Lehrkräfte an weiterführenden Schulen greifen je nach Präferenz zu meinUnterricht/Lehrerbüro für verlässliche, umfangreiche Materialien oder zu Eduki/4teachers für kreative Zusatzideen. Referendare und Neueinsteiger sollten unbedingt die kostenlosen Community-Angebote (4teachers, Eduki free, MaterialGuru) nutzen, um sich Grundstock zu verschaffen, und ggf. eine Testphase der großen Portale für sich auswerten. Digitale Pioniere werden mit tutory und Worksheet Crafter glücklich, da sie dort selbst gestalten und gleichzeitig teilen können – ganz im Sinne einer modernen, kollaborativen Lehrkultur. Letztlich kann eine kluge Kombination den größten Effekt haben: Zum Beispiel könnte ein Lehrer mit meinUnterricht seinen Unterricht grob planen, einzelne Lücken mit Eduki-Material füllen, eigene Arbeitsblätter mit tutory erstellen und zur Differenzierung auf 4teachers nach Ergänzungen schauen. So oder so zeigt der Vergleich, dass Lehrkräfte heute eine Fülle von Ressourcen zur Verfügung haben – von kostenlosen Tauschbörsen über professionelle Verlagsarchive bis hin zu innovativen Autorentools. Jede Plattform hat ihre besondere Stärke, und je nach Bedarf lässt sich das passende Angebot finden, um den Unterricht abwechslungsreicher, effektiver und zeitsparender zu gestalten. Der Schlüssel ist, die für die eigene Situation passende Mischung zu wählen und die Vorteile der jeweiligen Plattform gezielt zu nutzen. So wird die Unterrichtsvorbereitung im Idealfall leichter und bereichert – zum Nutzen der Lehrkraft und letztlich der Schülerinnen und Schüler.