Funktionen im Überblick
Miro stellt eine freie, endlose Zeichenfläche bereit. Man kann mit Stift, Textfeldern, Sticky Notes und Formen beliebig Inhalte erstellen. Es bietet hunderte von Vorlagen (Projektplan, Mindmaps, Storyboards etc.), Moderations-Tools (Laserpointer, Timer, Abstimmungen) und Integrationen (Video-Conferencing, Cloud-Laufwerke). Nutzer können gemeinsam in Echtzeit an Boards arbeiten (Multi-Cursor, Kommentar-Funktion), Boards kommentieren und in Präsentationsmodus wechseln. Interaktive Features wie integrierte Quizze oder Programmierwerkzeuge fehlen, dafür gibt es umfangreiche Kollaborations- und Organisationsfunktionen (Kanban-Boards, Aufgabenlisten). Nach dem Unterricht kann man Boards offline speichern oder teilen. Miro ist also eher ein „digitales Plakatpapier“ als eine Tafel im klassischen Sinne.
Technische Voraussetzungen
Miro läuft als Web-App in jedem aktuellen Browser und als Desktop- oder Mobil-App (Windows, macOS, iOS, Android). Es ist sehr leistungsfähig, benötigt aber eine gute Internetverbindung. Für die kostenlose Education-Nutzung müssen sich Lehrkräfte und Institutionen einmal verifizieren. Danach erhalten sie ein Team-Konto (bis 100 Nutzer pro Team). Die Schüler arbeiten entweder in diesem Team oder per Gastzugang. Alle Änderungen werden in der Cloud gespeichert, Nutzer brauchen keine lokale Installation.
Vorteile & Nachteile
Stärken von Miro sind der enorme Funktionsumfang und die Benutzerfreundlichkeit. Viele Lehrkräfte loben die Freiheit beim Visualisieren und die große Vorlagen-Bibliothek. Im Education-Plan ist Miro dauerhaft kostenlos nutzbar (Teacher-Teams). Nachteile: Datenschutz und DSGVO sind problematisch. Miro hat seinen Sitz in den USA und nutzt amerikanische Server – Studien an deutschen Universitäten empfehlen daher, Miro wegen Datenübertragungen in die USA nicht im Regelunterricht einzusetzen. Außerdem benötigt man einen Internetzugang, und manche Lehrer empfinden die Fülle der Möglichkeiten als überladen. Technisch gilt: Für jüngere Schüler ohne Touchscreen kann das Zeichnen mühsam sein.
Kosten & Lizenzen
Für den Unterricht gibt es den kostenlosen Education-Plan: Lehrkräfte bekommen ein Team mit bis zu 100 Mitgliedern komplett kostenfrei. Studierende erhalten bis zu 10 Plätze gratis (2 Jahre gültig). Das entspricht einem Vollzugriff auf alle Basis-Features. Für weitere Schüler/Stunden muss man externe Besucherlinks oder Gast-Accounts nutzen. (Die „Free“-Basisversion ohne Bildungsausweis limitiert nur 3 Boards und 10 Besucher, ist also kaum ausreichend.) Für größere Schulen gibt es auch Business- und Enterprise-Tarife, die dann kostenpflichtig sind.
Datenschutz & DSGVO
Datenschutz war für Miro lange ein Problemfall. Als US-Firma überträgt Miro standardmäßig sämtliche Nutzerdaten in die USA. Laut Datenschutzhinweisen verwendet es amerikanische Dienste (z.B. Google Analytics). Ein Forschungsteam der TU Berlin kam zu dem Schluss, dass Miro aus DSGVO-Sicht „nicht empfehlenswert“ ist, da keine rechtssicheren Garantien gegen Zugriff durch US-Behörden bestehen. Miro bietet zwar eine EU-Server-Option (bezogen auf Enterprise), doch für Education-Accounts gilt meistens die Cloud-Infrastruktur in den USA. Schulen müssen hier also sehr vorsichtig sein: Sinnvoll sind allenfalls keine personenbezogenen Inhalte (echte Namen, Fotos) auf Miro-Boards zu speichern.
Eignung für Fächer
Miro ist praktisch fachunabhängig. Besonders gut nutzbar ist es für Projektarbeit und Kreativphasen: z.B. Zusammenfassung eines Buchkapitels durch Mindmap (Deutsch/Geschichte), graphische Problemstellung in Mathe oder Informatik-Übersichten, interaktive Diagramme in Biologie/Physik, Brainstorming in Fremdsprachen. Durch die freie Arbeitsfläche kann man schülerzentrierte Aufgaben (Gruppentafeln, Galeriewalks) abbilden. Es unterstützt auch fächerübergreifendes Arbeiten (Design Thinking, Teamprojekttage). Wegen der onlinebasierten Zusammenarbeit ist Miro eher für Sek IIB/Gymnasien und pädagogisch bewanderte Lehrkräfte geeignet; Grundschüler würden es vermutlich überfordern.